Auslaufen der Wassernutzungsrechte für das Walchenseekraftwerksystem – Pressetermin am 19.08.2020

Rettet die Isar jetzt!

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Verein "Rettet die Isar jetzt" im Gespräch mit der Presse (Foto Stephan Bammer am 19.08.2020)

Pressetermin am 19.08.2020
im Rissbach- und Isartal

Der Verein „Rettet die Isar jetzt“ hat am 19.08.2020 zum jährlichen Pressegespräch mit Ortstermin eingeladen. Gelbes Blatt, Tölzer Kurier und Süddeutsche Zeitung haben Vertreter geschickt. Von Seiten des Vereins führten die beiden Vorsitzenden Dr. Karl Probst, Franz Speer durch den Ablauf. Schriftführer Andreas Pfirstinger sowie die beiden Mitglieder Christian Buchner und Stephan Bammer begleiteten den Trupp; Kassenverwalter Fritz März sorgte für die Bewirtung beim abschließenden Gespräch im Fischerstüberl.

Ziel dieses Termins war es, die Öffentlichkeit über die Problematik schwerer Eingriffe in die Wildflusslandschaft der Isar und ihrer Zuflüsse zu informieren und aufzuzeigen, mit welchen Maßnahmen die negativen Auswirkungen der Eingriffe behoben oder zumindest abgemildert werden können ohne das Walchenseekraftwerk als Lieferant CO2 -freier Energie grundsätzlich in Frage zu stellen.

Im Fokus des diesjährigen Gesprächs stand der Rissbach, einer der wichtigsten natürlichen Zuflüsse der Isar, dessen Wasser seit 1949 nahezu vollständig für das Walchenseekraftwerk abgeleitet wird. Dazu fand eine Besichtigung einiger markanter Stellen im Rissbachtal statt:

  • Bei Vorderriß betraten wir das breite, ausgetrocknete und schon nach kurzer Sonneneinstrahlung stark aufgeheizte Flussbett. Das trockengefallene Flussbett ist die wohl augenscheinlichste Auswirkung der Ableitung. Der Verein wies aber auch auf die zahlreichen Folgen für Pflanzen- und Tierwelt hin.
  • Weiter flussaufwärts, wo der Rissbach noch intakt ist, bekamen die Teilnehmer zum Kontrast einen Eindruck von einem echten Wildbach.
  • Dazwischen – an der Oswaldhütte – liegt die Wehranlage des Rissbachs, wo der Rissbach in den Überleitungsstollen verschwindet und eine klare Trennlinie zwischen lebendigem Fluss und ausgetrocknetem Flussbett darstellt. An dem Querbauwerk konnten die Teilnehmer auch deutlich sehen, wie die Durchgängigkeit des Flusses z.B. für die Fische unterbrochen ist.

Eine wesentliche Forderung des Vereins ist es, dass zur Erreichung der Durchgängigkeit wenigstens die für die ökologische Funktionsfähigkeit des Fließgewässers erforderliche Wassermenge (Mindestwasser) wiederhergestellt und ein funktionierender Fischauf – und Abstieg errichtet wird.

An der Isar auf Höhe Prinzregentenbad konnte gezeigt werden, dass eine Teilbelassung von Wasser im natürlichen Flussbett nicht zu Verbuschung führt. Denn an der Isar wird seit 1990 mittels einer Teilrückleitung ins Isarbett eine ständige Mindestwassermenge gewährleistet, und das breite Bett ist dennoch beinahe bewuchslos.

Hier findet man die Deutsche Tamariske, ein in Bayern vom Aussterben bedrohtes Strauchgewächs. Sie wird von Weiden und Erlen verdrängt, sobald die Kiesbänke nicht mehr durch Hochwasser umgelagert werden. Sie benötigt die natürliche Dynamik eines Flusses.

Nach den Vorort-Besichtigungen fasste der Verein – insbesondere mit Blick auf die anstehende Neuverhandlung der Wassernutzungsrechte für das Walchenseekraftwerk –  seine wesentlichen Forderungen zusammen:

  1. Effektive Mindestwasserabgabe für die Isar und ihre Nebengewässer, insbesondere für Rissbach und Jachen zur Steigerung der Biodiversität in diesen Gewässern auf Basis einer Umweltverträglichkeitsprüfung (zur Ermittlung der erforderlichen Wassermenge)
  2. Durchgängigkeit für die Isar und ihrer wesentlichen Zuflüsse für Fische wo immer möglich.
  3. Ausreichender Nachlauf bei Hochwässern an Sperrbauwerken zum Geschiebetransport insbesondere am Krüner Wehr.
  4. Einschränkung von Bootstourismus und Freizeitnutzung in ökologisch besonders wertvollen Gebieten
  5. Beteiligung der Öffentlichkeit an der Neuverhandlung der Wassernutzungsrechte für das Walchensee-Kraftwerkssystem im Rahmen eines wasserrechtlichen Verfahrens mit Umweltverträglichkeitsprüfung
  6. Regionale Verankerung der Wertschöpfung bei der Nutzung der Wasserkraft
  7. Planbare gesicherte Gewerbesteuer für die von der Ableitung betroffenen Kommunen
  8. Gegebenenfalls Rückerwerb des Kraftwerks und die mit ihm verbundenen Rechte und Liegenschaften an die öffentliche Hand. (sog. Heimfall)

(Fotos alle von Stephan Bammer)


Artikel in „Das Gelbe Blatt“ vom 25.08.2020

Artikel in Merkur.de vom 21.08.2020

Artikel in der Süddeutschen Zeitung am 20.08.2020