Am 27. April trafen sich die Mitglieder und Interessierte zur Hauptversammlung 2023 im Lenggrieser Alpenfestsaal.
Dabei warf der Vorsitzende Dr. Karl Probst die Frage auf, wer künftig Eigentümer des Walchensee-Kraftwerkes werden solle. Die Übernahme des Unternehmens Uniper durch den Bund eröffne die Chance auf den Wiedererwerb der Wasserkraftanlagen durch den Freistaat Bayern (dieser hatte in den 1990ern die damalige staatseigene Bayernwerk privatisiert).
Der Freistaat Bayern sei aufgefordert, jetzt diesbezügliche Verhandlungen zu führen. Der Verein habe diesbezüglich ein Schreiben an den bayer. Ministerpräsidenten, die Staatsminister Glauber und Aiwanger sowie die Bundesminister Lindner und Habeck gerichtet.
Die Rechte und das Eigentum sollten in der öffentlichen Hand bleiben, da bei einer Reprivatisierung aus dem jetzigen De-facto Bundeseigentum heraus heute niemand sagen könne, in welche Hände die bayer. Wasserkraftanlagen, die zur Daseinsvorsorge eminent wichtig seien, langfristig gelangten. Vor der Landtagswahl wolle man in Form von Wahlprüfsteinen die Haltung der Parteien zu dieser Thematik abfragen. Ungeachtet der zukünftigen Eigentümerstruktur aber sei dem Verein eine im Vergleich zu heute bessere ökologische Lösung für die obere Isar wichtig.
Die zentrale Forderung des Vereins bleibe jene nach Mindestwasser in den abgeleiteten Fluss- und Bachbetten. Wegen Baumaßnahmen am Loisach-Isarkanal sei derzeit ein Restwasserversuch zu beobachten – man könne sich derzeit vorstellen, wie es einmal aussehen könnte. Für die Landschaft wäre das ein erheblicher Gewinn. Die 2-3 Kubikmeter Wassergabe pro Sekunde derzeit trügen – würden sie bleiben – zur Biodiversität bei. Ab Mai soll ein ähnlicher Restwasserversuch an der Jachen stattfinden.
Dr. Probst führte weiter aus, dass die Öffentlichkeitsbeteiligung derzeit nicht schlecht sei. So sei der Verein im Jahre 2022 in verschiedene Veranstaltungen eingebunden worden, etwa beim Umweltdialog im Landratsamt Bad Tölz, bei der Rißbachbegehung mit dem Umweltministerium sowie im AK Geschiebe. Bei diesen Veranstaltungen habe sich herauskristallisiert, dass die Ansicht, wonach bei Restwassergabe am Rißbach eine „Verbuschung“ eintreten würde, nicht mehr überwiege.
Wichtig sei bei der Neukonzessionierung eine Regionalisierung nicht nur der Mitbestimmung, sondern auch des wirtschaftlichen Ertrages. Dies sei mit einem öffentlichen Eigentümer leichter zu erreichen als mit evtl. internationalen Anlegern.
Auf der Hauptversammlung im vergangenen Jahr 2022 hatte Dr. Neuner von der TIWAG über die Restwasserdotation an der Dürrach von 143 ltr/sek referiert. Hierzu war es Dr. Probst wichtig, darauf hinzuweisen, dass diese Menge dem Verein überaus wenig vorkomme. Man sei gespannt auf das Ergebnis des hierzu durchgeführten Monitorings. Auch die Lage an der Walchen – Teil des Bewirtschaftungsplanes 2021-2027 – werde man genau beobachten.
Zur Situation des Naturschutzes an der oberen Isar legte Dr. Probst abschließend Wert darauf, trotz der durch die Bootsverordnung eingetretenen Verbesserungen die Situation weiter im Auge zu behalten. Er forderte, die obere Isar von Wallgau bis zum Sylvensteinstausee ganz von Bootsverkehr freizustellen. Derzeit ist das Restwasser zu wenig für eine schadlose Befahrung, sollte aber auch vom Rißbach und anderen Nebenflüssen Restwasser kommen, stehe zu befürchten, dass der Bootsverkehr zunehmen würde. Man solle sich also schon vorher über die Folgen klar werden und entsprechend handeln.
Bei den Vorstandswahlen blieben mit einer Ausnahme alle Posten gleich besetzt. Lediglich das Amt der Schriftführerin wurde mit Sabine Gerg aus Lenggries neu besetzt.