Niedrigwasservolumen im Sylvensteinspeicher äußerst knapp

Rettet die Isar jetzt!

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Sylvenstein-Speichersee Niedrigwasser Foto 2015dez10 Stephan Bammer

Auf der Hauptversammlung 2023 von „Rettet die Isar jetzt!“ e.V. im Lenggrieser Alpenfestsaal stellte Dr.-Ing. Tobias Lang vom Wasserwirtschaftsamt Weilheim die Niedrigwasserbezuschussung durch den Sylvensteinsee vor.

Dr. Lang zeigte dazu zunächst alle Speicherräume des Sylvensteinspeichers in ihren verschiedenen Zwecksetzungen auf: Auf dem Boden des Speichersees ist bis zur Höhenkote 736,40 mNN ein Reserveraum von 4,1 Mio. m3 als Lebensraum für Wassertiere vorbehalten. Seit der Grundablass-Stollen vor einigen Jahren ein neues Schütz erhalten hat, muss dieser Reserveraum theoretisch nie mehr entleert werden. Der Bereich zwischen 736,40 und 750 (Mai-Sept) bzw. 752 (Okt-Apr) mNN mit einem Volumen von 28 bzw. 35,5 m3 gilt als Niedrigwasserraum bzw. Betriebsraum für die Niedrigwasseraufbesserung. Die obere Staukote ist am Uferbewuchs zu erkennen; wo der Uferbewuchs ansetzt, beginnt auch der Bereich des Hochwasser-Rückhalteraums. Dieser liegt oberhalb von 750/752 mNN bis 763 mNN und bietet entsprechend ein Volumen von 53,3 bzw. 60,8 Mio. m3 für einströmendes Wasser, das man zurückhält und nur in dem Maß abgibt, wie es die Unterliegerkommunen nicht schädigt. Oberhalb des Hochwasser-Rückhalteraums ist noch ein „Außergewöhnlicher Hochwasser-Rückhalteraum“ mit 4 m Höhe (bis 767 mNN) und entsprechend 25,3 Mio. m3 Volumen vorgesehen, der dem Schutz des Dammbauwerks vor extrem seltenen Hochwasserereignissen dient. Wasser, das auf dieser Stauhöhe einströmt, strömt über die doppelt ausgelegte Hochwasserentlastung gleichzeitig nach unterhalb des Dammes wieder ab. Die theoretisch höchste Staukote von 767 mNN liegt 2 m unterhalb der auf 769 mNN gelegenen Dammkrone; diese 2 m werden als „Freibord“ bezeichnet.

Der Niedrigwasserraum im Sylvensteinspeicher sichert in Trockenzeiten die Wasseraufhöhung im Isarbett, sorgt für eine ausreichende Vorflut für die Kläranlagen entlang der Isar, eine gute Wasserqualität und ermöglicht die Nutzung der Isar für Erholung und Freizeit. 

In Beantwortung der Frage, warum es an der Isar überhaupt eine Niedrigwasseraufbesserung braucht, schilderte Dr. Lang die Problematik der Wasserableitungen an der oberen Isar seit 1924 sowohl zum Walchensee- wie auch dem Achenseekraftwerk, die sich auf bis zu 75 m3/s addieren – worin die Teilrückleitung am Krüner Wehr seit 1990 bereits berücksichtigt ist. Diese Ableitungen führen nach wie vor zu Wassermangel an der oberen Isar.

Die Bewirtschaftung des Sylvensteinspeichers erfolgt anhand von einigen Auflagen. So gilt für den Speicher selbst eine Mindestabgabe von 5 m3/s. Die Niedrigwasseraufhöhung soll in Bad Tölz Pegel von  10 bzw. 20 m3/s, in München 44 m3/s sicherstellen.

Am Stauverlauf des Sylvensteinspeichers über das ganze Jahr 2003 hinweg verdeutlichte Dr. Lang den Einsatz der Niedrigwasseraufbesserung, die im „Jahrhundertsommer“ von Juli bis September den Niedrigwasserraum um 10 m unter sein Niveau gebracht hat. Ohne den Speicher hätten am Pegel Bad Tölz beinahe 40 Mio. m3 Wasser gefehlt. Im Sommer 2022 musste von Ende Juni bis Mitte Oktober Wasser aus dem Speicherbecken zugeschossen werden. Die tiefste Absenkung war mit rd. 5 m nicht dramatisch. 

Die positiven Nachrichten in dieser insgesamt problematischen Lage sind zu einen, dass seit der Teilrückleitung von 1990 sich die Wasserstände natürlich deutlich erhöht haben, Trockenheiten vermindert und Zuschusszeiten reduziert hat, und zum andern durch die zunehmende Erfahrung des Wasserwirtschaftsamts im Zusammenspiel mit der ausgebauten Pegel-Infrastruktur und verfeinerten Verfahren wie z.B. der „Staffellösung“ seit 2011/12 die Situation immer besser in den Griff genommen werden konnte. 

Die im Titel dieses Beitrags stehende Aussage stammt übrigens aus einer Broschüre des Wasserwirtschaftsamts von 2009 über den Sylvensteinspeicher: „Die Kunst der Speichersteuerung besteht darin, das äußerst knappe Niedrigwasservolumen zur rechten Zeit und wohldosiert abzugeben.“